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Mehr Klarheit, Kraft und Gelassenheit – mit allen Sinnen

Mehr Klarheit, Kraft und Gelassenheit – mit allen Sinnen

„Was für ein schöner, leuchtender, farbenprächtiger Herbsttag“ – denke ich heute beim Aufwachen.

Ich öffne das Fenster, schnuppere in die früh-morgendliche Berliner Luft, die noch von der Nacht her – zumindest etwas - gereinigt ist. Die frische Brise an den Naseninnenflügeln: Genuß pur.

Dann erlaube ich meinem Blick, sich in den strahlend blauen Himmel zu heben. Seine Weite berührt meinen Geist. Der Atem fühlt sich eingeladen, augenblicklich, von selbst tiefer zu strömen, während ich verweile.

Die Klänge und Geräusche der Stadt tasten in das 5. Stockwerk an meine Ohren, die sich mit ihrer Schwingung verbinden. Ich lausche neugierig für ein paar Momente.

Mein Gaumen dürstet nach (m)einem köstlichen Cappucchino. Ich begrüße dankbar diesen neuen, frischen Tag.

All das ist mir sehr bewusst, in sinnlicher Präsenz. Vor einiger Zeit habe ich entschieden, negative Gedanken und Sorgen beim Aufwachen sofort in dieser Weise zu stoppen. 

Die Aufmerksamkeit in fühlen, riechen, schmecken, schauen und lauschen, auch atmen lenken, bewirkt unmittelbar Wohlbefinden und Gelassenheit – im gegenwärtigen Moment.

Wo sonst? Alles, das ganze Leben, geschieht ja immer nur jetzt. 🙂

In dieser Weise kehrt Ruhe ein im Kopf. Gefühlt „mehr Leben“. Mehr „da“.

Ringelnatz fällt mir ein:

„Ich bin so knallvergnügt erwacht
und klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt.
Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.

Aus meiner tiefsten Seele zieht
mit Nasenflügelbeben
ein ungeheurer Appetit
nach Frühstück und nach Leben.“

So fühle ich mich jetzt - meistens. Und es war Arbeit, da hinzugelangen, „Schwerstarbeit“.
Durch ein Burnout/Boreout hindurch, durch Trennung und Verlust, Krankheit, Frustration und Langeweile, Verzweiflung, Angst und Schmerz, über die Jahre.

Mit engagierter Achtsamkeitsmeditation, d.h. Bodyscan, Yogapraxis, Erforschen, Fühlen: den Körper, Atem – beobachten: den Geist, die Gedanken, mit Präsenz und Sinnlichkeit in vielen Momenten des Tages habe ich alle diese Herausforderungen gut bewältigt.

Seit Jahren ist das mein Hauptfokus, neben der Begleitung meines Sohnes: nämlich vertraut zu werden mit dem lebendigen, pulsierenden Leben in mir.

Meine Überzeugung: nur, wenn wir das „Potential Leben“ in diesem grenzenlos intelligenten Körper und Geist gelebt haben, können wir ihn auch im Frieden loslassen, wenn die Zeit reif ist.

Es ist von großem Wert und erhöht die Lebensqualität und Gesundheit enorm, wenn wir uns entschieden für das eigene Lebendig-Sein in diesem Körper und Geist einsetzen und aussteigen aus dem Funktionsmodus und Autopiloten.

Das allerdings fällt uns sehr schwer. Erst die Not sorgt oft dafür, dass wir bereit sind, etwas zu verändern. Wir müssen uns dafür bewusst entscheiden. Und dann dranbleiben.

Auch die tiefe Sehnsucht: „mehr Leben“ – und das gesünder und selbstbestimmter - erfahren zu wollen, ist wichtig.

Warum? Weil der Funktionsmodus, Glaubenssätze und reaktive Verhaltensmuster in unserem Gehirn, Körper und Unterbewusstsein wie eingefräst sind. Und weil das Gefahrenradar im Gehirn immerzu aktiv ist, das alles unter dem Aspekt: „Bin ich sicher?“ scannt.

So fühlen wir uns latent gestresst, unter Druck, fremdbestimmt. Ein schwelendes Unwohlsein begleitet, mal mehr, mal weniger, diffus und subtil den Alltag. Wir nehmen es nicht ernst, weil es so normal zu sein scheint.

Wir leben in einer Art Trance, von der wir glauben, sie sei die Realität. Unser Blick und unser Geist ist dadurch eingeschränkt.

Lebensqualität und Wohlbefinden stehen nur partiell zur Verfügung. All das kann dazu beitragen, dass wir Heilungswege und Lösungen nicht erkennen.

Indem wir unsere Alltagsroutinen unterbrechen und Gewohnheiten hinterfragen, kommt „frische Luft“ und Bewegung in konditionierte Gedankenprozesse und erstarrte Verhaltensmuster.

Dieses „Durchlüften“ kann mit der Frage beginnen:
Was mache ich eigentlich mit meinem kostbaren Leben? Fühlt es sich stimmig an, wie ich meine Tage gestalte? Dient es meiner Gesundheit? Dient es dem Gefühl von lebendig sein? Bin ich eigentlich zufrieden mit dem, wie es ist?

Die Fähigkeit der Aufmerksamkeit ist außerordentlich hilfreich, um genauer hinzuschauen.

Sie kann trainiert werden – sie muss trainiert werden, wenn wir etwas zum Besseren verändern wollen. Ohne sie bleiben wir gefangen.

Und eine wirksame Möglichkeit, die sehr natürlich ist und die durch Übung das eigene Leben mit immer mehr Wohlbefinden und Freude anreichert, ist:

unsere Aufmerksamkeit in die Sinne zu lenken, und das täglich – und immer öfter:

  1. Sehen: Spür deine Augen, jetzt. Was siehst du, wenn du den Blick hebst? Sei dabei in den Augen mehr präsent als in dem, was du siehst. Verbinde dich mit dieser wertvollen Fähigkeit, die Welt über die Augen wahrnehmen zu können. Frage dich immer wieder: Was sehe ich während eines Tages wirklich? Wann erlaube ich mir, im Schauen zu verweilen, für ein paar Momente?
    „Viele lassen ihren Blick über eine Wiese schweifen, doch nur wenige sehen die Blumen.“ Ralph Waldo Emerson
    Wie fühlt es sich an, den Augen eine Pause zu schenken, sie einen „Augenblick“ zu schließen, und den Blick nach innen zu richten?

  2. Hören: Fühl in die Ohrmuscheln, in die Gehörgänge - nur Hören, mit der Frage: Höre ich meinen Gedanken zu, oder bin ich offen für die Klänge, die mich umgeben, die Geräusche der Natur, die Stimmen auf meinem Weg? Nehme ich die Grille, das Gurren der Tauben wahr? Ein Kinderlachen? Oder das Geldstück, das klirrend auf die Strasse fällt?

    Ärgere ich mich über Lärm? Erlaube ich meiner Aufmerksamkeit von Zeit zu Zeit in die Stille zwischen den Geräuschen zu lauschen?

  3. Riechen: Die Nase bemerken: Im Schnuppern verweilen, „mal kurz“ innehalten, die Nase in die Rosenblüte eines Vorgartens stecken. Duftet sie? Der Vielfalt und Schönheit der Geruchsknospen in der Nase auf der Spur sein, auch beim Essen: erst riechen, dann schmecken - mit einem detektivischen Interesse.

    Gerüche wahrnehmen, die während des Tages durch die Nase streichen. Einen Wochenmarkt besuchen. Genießen 🙂

  4. Schmecken: In den Mundraum hineinspüren: Was schmecke ich, wenn ich esse? Wie ist die Textur, Konsistenz? Wie verändert sie sich? Sind meine Geschmacksknospen stumpf oder eher offen und hell?

    Bemerke ich eigentlich, was ich gerade konsumiere? Oder ist meine Aufmerksamkeit im Handy, bei einem Gegenüber, gedankenverloren? Schmecke ich wirklich, auch im Hinblick auf gesund, bekömmlich, nährend und gut … ?

  5. Fühlen: Fühle ich mich, wenn ich durch mein Leben eile? Oder hetze ich eher von Ort zu Ort, in Gedanken schon am Ziel, während der Körper nicht mehr als ein zweckmäßiges Etwas meinem Eilen folgt? Wie ist es, wenn ich im Eilen den Körper von innen wahrnehme und spüre? Der Sprache der Empfindungen dabei zuhöre?

    Wie ist es, wenn ich den Schritt verlangsame? Wie antwortet der Körper, das Gemüt?

Sei dir wichtig genug, dass du dir Zeit nimmst für dein einzigartiges, kostbares und sinnlich-lebendiges Leben in diesem Körperhaus, im Moment. Das ein-malig ist – für ewig.

Nicht zuletzt bewirkt diese Übung übrigens, dass sich Gedanken und Sorgen beruhigen, je öfter und entschlossener du innehältst und dir erlaubst, dein Leben im Moment zu genießen, mit allen Sinnen. Das Gehirn lernt mit.

Du erdest dich und stabilisierst dich im gegenwärtigen Moment. Du findest in deine Mitte. Und der gesamte Organismus dankt es dir allmählich mit mehr Klarheit, Kraft und Gelassenheit.

Du verbindest dich mit der Quelle von Freude und Frieden in dir.

Und diese Erfahrung wünsche ich dir von ganzem Herzen!